USA
Balzan Preis 2001 für Geschichte der Architektur
James S. Ackerman: ein Porträt
James Sloss Ackerman wurde 1919 in San Francisco geboren und gilt heute als einer der bedeutendsten Gelehrten für Kunstgeschichte und Architektur, wobei besonders seine profunden Kenntnisse über die Renaissance von grosser Bedeutung sind. Er lehrte zunächst in Berkeley und dann bis 1990 in Harvard. Während des Zweiten Weltkriegs leistete er seinen Militärdienst in Italien, wo er seine Kenntnisse über die italienische Renaissance vertiefen konnte, für die er heute als herausragender Experte gilt. Seine Arbeiten über die italienische Renaissancearchitektur des 15. und 16. Jahrhunderts bilden die Grundlage für alle modernen Untersuchungen von Plänen und Planungsmethoden. Es sind auch diese Arbeiten, die das Preiskomitee der Balzan-Stiftung zu seiner Nominierung bewogen. So begründete das Gremium seinen Entschluss wie folgt: „Für seine hervorragenden Arbeiten zur Geschichte der Renaissancearchitektur, die den Weg zu einer modernen, auf der kritischen Untersuchung der geschriebenen und künstlerischen Quellen beruhenden Form der Architekturgeschichte gebahnt haben.“
James Ackermans Wirken zeichnet sich durch Originalität und Produktivität aus. Er ist ein gewandter Autor von Architekturbüchern und ein ebenso talentierter Lehrer, der zahlreiche Architekten in den USA und in Europa auf ihrem Schaffensweg begleitet hat. Die Besinnung auf die kulturelle Rolle und die Verantwortung des Architekturhistorikers zeichnen seine Forschung ebenfalls aus.
Das bibliographische Werk Ackermans beinhaltet mehrere Titel, die als grundlegend für ihr Genre gelten: So etwa die Monographie über Architektur, die Künstlerbiographie oder die historische, soziale und wissenschaftliche Untersuchung einer besonderen architektonischen Typologie.
„The Cortile del Belvedere“ aus dem Jahre 1954 ist James Sloss Ackermans erstes grosses Werk, das mittlerweile zum Vorbild zahlreicher Monographien über einzelne Bauwerke geworden ist – insbesondere über solche aus der Zeit der Renaissance und des Barocks. Ackerman geht darin allen geschriebenen und künstlerischen Quellen auf den Grund, um daraus die ursprüngliche Konstruktionsidee des Architekten zu filtrieren. Seine Ergebnisse, die neue Horizonte in der Betrachtungsweise der italienischen Renaissance eröffneten, veröffentlichte der amerikanische Wissenschaftler derart verständlich und klar, dass sie auch ausserhalb des akademischen Zielpublikums Gehör fanden und auch heute noch von grossem Interesse sind. Erst 1991 wurden einige seiner Texte in „Distance Points: Essays in Theory and Renaissance Art and Architecture“ neu aufgelegt. Eine weitere Sammlung von Essays der letzten zehn Jahre ist in Planung.
Eine bedeutende Phase seines Forschens widmete der Renaissance-Kenner der Architektur von Michelangelo. 1961 publizierte er die englische Monographie „The Architecture of Michelangelo“, die wenig später in deutscher, französischer, italienischer, spanischer und japanischer Sprache veröffentlicht wurde.
Fünf Jahre später erschien das Buch „Palladio“, das bis heute als die beste Einführung in das Werk von Palladio gilt. Auch diese Publikation ist mittlerweile in zahlreiche Sprachen übersetzt, da sie der kulturellen Bedeutung des Mäzenatentums auf den Grund geht und die wichtige Rolle des Auftraggebers durchleuchtet. Ackerman forschte auf diesem Gebiet weiter und veröffentlichte 1967 den kommentierten Katalog „Palladio’s Villas“. Diesen Forschungsbericht entwickelte er bis 1990 weiter, um daraus das Buch „The Villa: Form and Ideology of Country Houses“ zu publizieren. Darin untersucht der Autor die gemeinsamen und spezifischen Elemente dieses Bautyps von der römischen Villa bis zu Wrights „Haus an den Wasserfällen“.
In der Vergangenheit verliehene Balzan-Preise für Kunst- und Architekturgeschichte
James Sloss Ackerman ist der fünfte Balzan-Preisträger aus dem Bereich der Kunst- und Architekturgeschichte. 1980 wurde der ägyptische Architekt Hassan Fathy prämiert.
1985 folgte Ernst H.J. Gombrich für Kunstgeschichte des Abendlandes, 1993 Jean Leclant für Kunst und Archäologie des Altertums und 1995 Yves Bonnefoy für Geschichte und Kritik der Schönen Künste in Europa (vom Mittelalter bis heute).