Deutschland

Michael Stolleis

Balzan Preis 2000 für Rechtsgeschichte der Neuzeit

Einer der bedeutendsten Historiker für deutsches Recht, besonders für öffentliches Recht, hat die grundlegenden Begriffe, die zu den Ursprüngen des modernen Staates und seiner Durchsetzung gehören, eingehend untersucht und damit ein grosses Interesse nicht nur unter den Gelehrten, sondern auch beim gebildeten Publikum in Deutschland, Europa und den Vereinigten Staaten erregt.

Professor Stolleis (1941–2021) ist nicht nur als führender Rechtshistoriker anerkannt: Er zeichnet sich auch durch umfassende Kenntnisse in der neueren und zeitgenössischen Geschichte, in der politischen Theorie (wo er über so grundlegende Begriffe wie „Souveränität“ und „Staatsräson“ gearbeitet hat), im Verfassungsrecht, in der Theologie (Reformation und Gegenreformation), der Philosophie und der Ideengeschichte aus. Er verfasste massgebliche Studien zur Entstehung des öffentlichen Rechts, insbesondere des Völkerrechts als Instrument zur Regelung zwischenstaatlicher Beziehungen.
Ethische Verpflichtung und politische Sensibilität veranlassten ihn, die Stellung des Rechts unter der Herrschaft des Nationalsozialismus zu untersuchen. Damit wurde er zu einem der besten Kenner und strengsten Kritiker des Nationalsozialismus in dessen Auswirkungen auf die Rechtsprechung der deutschen Gerichte, auf Verwaltungsrecht und -praxis, ja auf das deutsche Rechts- und Gerichtswesen insgesamt während dieses Zeitraums.

Seine wissenschaftlichen Spitzenleistungen, sein weiter geistiger Horizont und sein politisch-moralisches Verantwortungsbewusstsein haben Professor Stolleis nicht nur in Deutschland, sondern auch in den anderen europäischen Ländern – von Finnland bis Italien – und in den Vereinigten Staaten von Amerika hohe Anerkennung eingetragen. Er geniesst nicht nur als Rechtsgelehrter, sondern auch als Lehrer und Vortragsredner einen ausgezeichneten Ruf.

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