USA
Nikki Ragozin Keddie
Balzan Preis 2004 für die islamische Welt ab Ende des 19. bis Ende des 20. Jahrhunderts
Professor Nikki Keddie zeichnet sich seit den fünfziger Jahren durch eine brillante Universitätskarriere sowie zahlreiche Werke aus. Sie beweisen ebenso ihren besonderen Rang innerhalb der Studien über den Mittleren Osten wie die Vielfalt ihrer Interessen und Forschungsgebiete. Nikki Keddie ist emeritierte Professorin der Geschichte des Mittleren Ostens an der Universität von Kalifornien in Los Angeles und war gemeinsam mit Professor von Grunebaum massgeblich an der Entwicklung der Studien über den Mittleren Osten über ihre Universität hinaus in den Vereinigten Staaten allgemein beteiligt. Sie betreute mit grosser Autorität und Sachkompetenz zahlreiche studentische Forschungsarbeiten, inspirierte Forschungsteams und bildete hervorragende Historiker des Mittleren Ostens aus. In ihrer Dissertation untersuchte sie den Einfluss westlicher Denker auf die moderne Sozialgeschichte des Irans. Ihr besonderes Interesse gilt dem Mittleren Osten, insbesondere dem Iran, dem sie sich vier Jahrzehnte lang widmete. Die Reaktion der muslimischen Welt auf den Imperialismus ist ein weiterer Schwerpunkt ihrer Studien, insbesondere die Rolle der Rebellion und Opposition im Islam. Seit ihren ersten Schriften beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen der Begegnung zwischen Islam und westlicher Welt, zwischen Islam und Gewalt.
Beim Erscheinen ihrer ersten Werke – Religion and Rebellion in Iran: The Tobacco Protest of 1891-1892 (1966) und An Islamic Response to Imperialism (1968) – war diese Fragestellung, die heute so viele Forscher interessiert, auf einige wenige Wissenschaftler beschränkt. Ihre bedeutende Biographie von Sayyid Jamal ad-Din “al-Afghani” stellt einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung des Nationalismus und der Befreiungsbewegungen im Orient dar. In der Folge verfasste Nikki Keddie ihr Hauptwerk Roots of Revolution: An Interpretive History of Modern Iran (1981), das überarbeitet und ergänzt als Modern Iran: Roots and Results of Revolution (2003) neu aufgelegt wurde. Während vieler Jahre arbeitete sie über Themen wie Säkularisierung, Fundamentalismus und die Rolle der Frau in der muslimischen Gesellschaft, Themen, die erst in neuester Zeit ein breiteres Forschungsinteresse gefunden haben. Ausserdem gründete und redigierte sie die weitverbreitete Zeitschrift “Contention: Debates in Society, Culture, and Science” (1991-1996). Mit ihrem Preis zeichnet die Balzan-Stiftung eine Wissenschaftlerin aus, die dank des Umfangs ihrer Publikationen, ihrer wissenschaftlichen Qualität und ihrer innovativen Problemstellungen in der westlichen und muslimischen Welt die Anerkennung geniesst, die auch die Balzan-Stiftung ehrt.