Grossbritannien/USA
Russell Lande
Balzan Preis für Theoretische Biologie oder Bioinformatik
Russell Scott Lande wurde 1951 in den USA geboren. Er studierte an der University of California, Irvine, und der University of Chicago und schloss mit einem Doktorat an der Harvard University ab. Er hatte Professuren an den Universitäten von Chicago, Oregon und Kalifornien und San Diego inne. Seit 2007 ist er am Imperial College London tätig, wo er eine Forschungsprofessur der Royal Society inne hat. Er ist durch seine Arbeiten in theoretischer Populationsbiologie hervorgetreten, sowohl in der Genetik und Dynamik von Populationen als auch über deren Anwendungen im Naturschutz. Ein grosser Teil seiner frühen Forschungen betraf die Populationsgenetik quantitativer Merkmale, die durch den Einfluss einer grossen Anzahl von Genen und Umweltbedingungen bestimmt wird. Vor den Arbeiten Russell Landes wurde die Theorie der quantitativen Genetik meistens im Zusammenhang mit Pflanzen- und Tierzuchttechniken vorangetrieben. Russell Lande hingegen entwickelte die moderne Theorie, um quantitative Merkmale in natürlichen Populationen zu erforschen und vor allem um aufzuzeigen, wie die natürliche Auslese, die auf vielerlei korrelierende Merkmale wirkt, nachgebildet werden kann. Er nutzte diesen Ansatz für wichtige Fortschritte in einer Reihe von Bereichen der Evolutionsbiologie einschliesslich der Evolutionsgeschichte des Lebens auf der Erde, der phänotypischen Plastizität, der Inzuchtdepression und der Interaktion natürlicher Auslese mit Gendrift. Er zeigte auf, wie sexuelle Auslese in der Lage ist, durch einen unkontrollierten Prozess der positiven Rückkopplung übertriebene Charaktere hervorzubringen. Seine neueren Arbeiten verschmelzen Populationsgenetik und Populationsdynamik und konzentrieren sich auf die unterschiedlichen Arten der stochastischen Prozesse in Populationen von begrenzter Grösse, vor allem wie diese das Risiko des Aussterbens von Arten beeinflussen. Diese Arbeiten erfuhren zahlreiche Anwendungen und sind die Grundlage für die modernen Kriterien der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN, International Union for Conservation of Nature) zur Klassifizierung des relativen Bedrohungsrisikos. Seine Expertenmeinung war die Basis für die Formulierung und Einsetzung des US Artenschutzabkommens.