USA
Sewall Wright
Balzan Preis 1984 für Genetik
Sewall Wright (1889 – 1988) wurde am 21. Dezember 1889 in Melrose, Massachusetts, geboren und gilt weltweit als einer der hervorragendsten Genetiker unseres Jahrhunderts. Sein berühmtester wissenschaftlicher Beitrag ist die Entwicklung mathematischer Modelle der wesentlichen Evolutionsvorgänge, aufgebaut auf der mendelistischen Genetik. Die Theorie der stochastischen Variationen in kleinen Populationen hat zur Formulierung des allgemein unter e « Sewall Wright Effekt » oder e « Genetic Drift » bekannten Prinzips geführt, d.h. dass zufallsbedingte Ereignisse in kleinen Populationen, unabhängig von der natürlichen Auslese, bedeutenden Einfluss auf die Veränderung von Genfrequenzen ausüben können. Die von Sewall Wright entwickelte mathematische Theorie der Evolution misst dem Gleichgewicht unter den verschiedenen Kriiften, die mit ibren Wecliselwirkungen den evolutionistischen Ablauf bestimmen, grösste Bedeutung bei. Es handelt sich hier um einen Pfeiler, auf dem der moderne auf mendelistischer Genetik gegründete Evolutionsbegriff ruht.
Das mathematische Studium der Fortpflanzungssysteme, das für die theoretische Bearbeitung der Evolutionsprobleme grundlegend war, führten Wright dazu, Tier und Pflanzenzucht sowie die Erbfaktoren in wirtschaftswissenschaftlicher Hinsicht zu erwägen, so wie Grösse, Gewicht, Produktion und weitere quantitative Eigenschaften. Seine theoretischen und experimentellen Forschungen haben die Grundlage zur Kenntnis und Methodologie der Tier- und Pflanzenzucht geliefert. Einigen seiner Schüler ist es gelungen, theoretische Grundbegriffe in praktische Normen umzuwandeln, die heute allgemein für den Portschritt in der Tier- und Pflanzenzucht Verwendung finden.
Ausgehend von diesen Grundsätzen hat Sewall Wright spezielle statistische Methoden erarbeitet, die insbesondere in der Korrelationsanalyse dienen. Diese Methoden werden sowohl in der Tier- und Pflanzenzucht angewandt, als auch in anderen Gebieten der Biologie und in den Sozialwissenschaften.
Wright hat auch im Bereich der genetischen Physiologie äusserst wichtige Beiträge geleistet dank seines experimentellen, der Vererbungslehre über Haar- und Hautfarbe bei Meerschweinchen zugewandten Lebenswerk. Mit diesem Beitrag wurden neue Tore geöffnet zur Kenntnis der Pigmentvererbung bei Säugetieren. Ferner sind bedeutende Fortschritte in der biochemischen Genetik den von ihm erfundenen Methoden und der- von ihm entwickelten quantitativen Theorie auf dem Gebiet der Genfunktion als Enzymerzeuger zu verdanken.
Wright’s erste wissenschaftliche Arbeit erschien 1912; es folgten bis 1982 mehr als 200 Aufsätze, und sein Gesamtwerk wurde mit der in den Jahren 1968 bis 1978 erschienenen vierbändigen Abhandlung über Evolution and the Genetics of populations gekrönt. Es handelt sich hier um eine Summa der Vererbungslehre, hauptsächlich vom evolutionistischen Standpunkt aus gesehen, aber unter Einbezug der physiologischen und biochemischen Aspekte.
Mit der Verleihung des Balzan-Preises 1984 für Genetik an Sewall Wright wird ein grosses, gänzlich der Entwicklung der Genetik und Evolutionstheorie sowie derer Nutzanwendungen gewidmetes Lebenswerk, das auf verschiedenen Gebieten zu wesentlichen wissenschaftlichen Fortschritten geführt hat, wohlverdient ausgezeichnet.