Portugal

Vitorino Magalhães Godinho

Balzan Preis 1991 für Geschichte: Aufstieg Europas im 15. und 16. Jahrhundert

Dafür, dass er die Entdeckungen und kolonialen Eroberungen des 15. und 16. Jahrhunderts sowie deren Auswirkungen auf den Humanismus, die Wissenschaften und die Gesellschaften Europas in seinem universalhistorischen Lebenswerk dargestellt und mit sicherer Methode und ohne Künstelei die staats-, wirtschafts- und geistesgeschichtlichen Aspekte miteinander verknüpft hat.

Vitorino Magalhães, geboren 1918 in Lissabon (†2011), schloss seine Studien an der philosophischen Fakultät der Universität seiner Vaterstadt 1940 ab.

In seinem Leben musste er einige Male ins Ausland, vor allem nach Frankreich flüchten. Seine liberale Gesinnung geriet in Konflikt zuerst mit der Diktatur von Salazar, dann mit derjenigen von Marcelo Caetano. Einer seiner besten Freunde, der jetzige Staatspräsident Portugals Mario Soares, der sieben Jahre jünger ist als er, schreibt über ihn, dass 1943 “ein einziger Professor das Zeug zum Meister hatte… Die Studenten trieben einen eigentlichen Kult mit ihm. Er war der erste, der in Portugal die historische Methode von Marc Bloch, Lucien Febvre und Fernand Braudel verbreitete. Der Faschismus konnte sich mit einem solchen Mann nicht abfinden, ebenso wenig dieser Mann mit dem Faschismus. 1943 wurde er mitten im akademischen Jahr entlassen″.

Er verbrachte 13 Jahre in Paris, arbeitete zuerst beim Centre National de la Recherche Scientifique, dann in der 6. Sektion der Ecole pratique des Hautes Etudes. 1959 erwarb er das Doctorat d’Etat ès Lettres der Sorbonne. Das Thema seiner Hauptdissertation war L’Economie de l’Empire portugais aux XVe et XVIe siècles.

1960 wurde er nach Portugal an das „Hochschulinstitut für Überseestudien” zurückberufen. Doch dauerte seine Lehrtätigkeit nur zwei Jahre. Er verlor seinen Lehrstuhl und musste bis 1971 als freischaffender Schriftsteller leben. Er kehrte nach Frankreich zurück und unterrichtete an der Universität Clermont-Ferrand, die ihm später die Würde eines Ehrendoktors verlieh. Nach dem Ende der Diktatur kehrte er 1974 nach Portugal zurück und war vom Juli bis November 1974 Erziehungsminister der zweiten und dritten provisorischen Regierung, eine Stellung, die er dank seiner Freundschaft mit Mario Soares bekleidete. Gemeinsam mit ihm, setzte er sich dafür ein, mit allen Kräften zu verhindern, dass die Diktatur der Rechten durch eine kommunistische Diktatur abgelöst würde. Doch entschied er sich statt für eine Partei für die Universität, entwarf allerdings verschiedene Erziehungsprogramme.

Als Professor der neuen Universität Lissabon, 1988 emeritiert, veröffentlichte er 1990 eines seiner Meisterwerke: Mito e mercatoria, utopia e prática de navegar, séculos XIII a XVIII. Ausserdem arbeitete er an der New Cambridge Modern History.

Die Originalität Godinhos liegt in der intelligenten und einfühlsamen Weise, mit der er in einer eigentlich universalhistorischen Perspektive die politische Geschichte, diejenigen der Entdeckungen und Eroberungen, deren gewaltige Auswirkungen auf die Geisteshaltung, den Humanismus, die Wissenschaften, und darunter vor allem auf die Geographie vereinigt und mit grossartigen sozialen und psychologischen Bildern lebendig macht. Wegen der äusseren Schwierigkeiten seiner Laufbahn ist sein Werk erst spät zur Reife gelangt, hat jedoch dadurch seinen hohen Rang und seine einzigartige Bedeutung gewonnen.

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