Germany
2003 Balzan Prize for Infrared Astronomy
Acceptance Speech – Bern, 07.11.2003 (German)
Sehr verehrte Frau Vizepräsidentin des Bundesrats,
Sehr verehrte Frau Präsidentin,
Sehr geehrte Herren Präsidenten und Mitglieder des Preisverleihungskomitees,
Liebe Kollegen,
Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
Es ist mir eine grosse Ehre, hier zu sein und den Balzan-Preis 2003 für Infrarotastronomie entgegenzunehmen. Ich freue mich ausserordentlich über diese hohe Auszeichnung.
Die Infrarotastronomie, und Astronomie und Astrophysik im Allgemeinen erleben zur Zeit ein Goldenes Zeitalter mit vielen Entdeckungen und rascher Wissensvermehrung. Die Forschungsarbeiten, für die Sie mich heute ehren, sind ein kleiner Beitrag zu dieser fantastischen Entwicklung. Ich hatte während meiner ganzen Laufbahn das grosse Glück, Mentoren gehabt zu haben, die mich und meine Kollegen unterstützt und beraten haben. An erster Stelle möchte ich meinem vor kurzem verstorbenem Vater danken, der mir die Physik beigebracht und mein Interesse an der experimentellen Arbeit geweckt hat. Stellvertretend für die drei Institutionen, bei denen ich gearbeitet habe, möchte ich Herrn Prof. Reimar Lüst, den früheren Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft und „Gründervater“ unseres Instituts in Garching erwähnen, sowie Prof. Charles H. Townes von der University of California, der mehrere Jahrzehnte lang mein wissenschaftlicher Vater war und der mich in alle Aspekte der experimentellen Infrarotastrophysik eingeführt hat, und schliesslich Prof. James Moran vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, mit dem ich meine Postdoc-Karriere in den USA begann und der mir seit vielen Jahren ein guter Freund und Kollege ist. In der experimentellen Astrophysik kann der Einzelne nur einen Bruchteil der gesamten Leistung beitragen. Insoweit hatte ich das enorme Glück, dass ich immer wieder begabte junge Kollegen finden konnte, mit denen ich im Team arbeiten, Träume teilen und die wissenschaftliche Arbeit durchführen konnte, für die ich – für alle von uns – hier geehrt werde. Ich freue mich ganz besonders, dass einige von ihnen meine Einladung angenommen haben und nun an dieser Feier teilnehmen können.
Ich habe meine Laufbahn in der Radioastronomie (in Bonn und Cambridge, Massachusetts) begonnen, ging dann nach Kalifornien, um mich auf die experimentelle Submillimeter- und Ferninfrarotastronomie zu konzentrieren und kam dann nach Deutschland zurück, um auch im Nahinfrarotwellenlängenbereich wissenschaftlich zu arbeiten. Seit ein paar Jahren bin ich über meine Max-Planck-Aufgaben hinaus auch wieder teilweise in Kalifornien tätig und versuche, die besten Elemente der Wissenschaftskulturen Europas und der USA zusammenzubringen. Es hat mich schon immer sehr fasziniert, neue Techniken anzuwenden, um Schlüsselfragen der astrophysikalischen Forschung anzugehen. Die Spektroskopie, hochauflösende Bildgebungstechniken, adaptive Optik und Interferometrie sind die Schlüsselelemente unserer Forschungsmethoden. Es fasziniert mich, Antworten zu finden auf solche Fragen, wie zum Beispiel, ob es massive schwarze Löcher wirklich gibt und welche Eigenschaften sie haben, woher denn die spektakulären entfernten Galaxien und Quasare, die viele hunderttausende Mal stärker strahlen als unsere eigene Milchstrasse, ihre Energie beziehen, und wie Galaxien und schwarze Löcher im frühen Universum entstanden sind und wie sie sich seither entwickelt haben. Es ist, als wäre ein Traum Wirklichkeit geworden, dass unsere Forschungsarbeiten in den letzten Jahren bei der Beantwortung dieser Fragen bedeutende Fortschritte erzielt haben. Diese Fortschritte wurden zum grossen Teil durch den rasanten Fortschritt in Teleskopen, Instrumenten und Detektoren für die Beobachtung und Untersuchung schwacher kosmischer Signal möglich. Die Entwicklung der Infrarotastronomie steht hier stellvertretend für andere ähnliche Entwicklungen. Die Astronomie ist eine Grundlagenforschung ‚par excellence’. Die Astronomie ist aber auch sehr teuer geworden. Das Wissen jedoch, das wir über unser Universum erlangen konnten, hat aber auch die Neugier und Fantasie der breiten Öffentlichkeit, die uns unterstützt, stimuliert. Ich hoffe, dass die Reise weitergeht.